Schweizer Crowdfunding Marktbericht 2021

Trotz Corona wuchs das Volumen im Crowdfunding Markt im letzten Jahr erneut. Gutscheinverkäufe und Spendenaktionen brachten viele zum ersten Mal in Kontakt mit Crowdfunding. Für 2021 wird ein Wachstumsschub vor allem für Crowdlending erwartet.


Der "Crowdfunding Monitor Schweiz" des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern gilt als fundierte Analyse des gesamten Schweizer Crowdfunding Marktes und liefert uns wie jedes Jahr auch 2021 wieder interessante Einblicke. Neben der Marktentwicklung im Crowdlending und -investing werden auch die Bereiche Invoice Trading, Crowddonating und Crowdsupporting beleuchtet. Das Wachstum trieb 2020 vor allem Letzterer. Eine Einordnung der Entwicklung bei lend.ch im Vergleich zum Umfeld ist dieses Mal besonders spannend.

Wachstum der einzelnen Crowdfunding Bereiche

War es in den letzten Jahren vor allem der Crowdlending Sektor, der das Wachstum des Crowdfunding Volumens steil in die Höhe trieb, so war es im letzten Jahr das Crowdsupporting bzw. Crowddonating (+82%). Hauptunterschied der beiden Formen ist, dass beim Crowddonating keine Gegenleistung erfolgt. Viele kleine Betriebe und Freischaffende mit den finanziellen Folgen der Corona Pandemie zu kämpfen. Hilfe kam aus der Crowd. So bildeten sich viele neue Crowdsupporting Plattformen, über die vor allem lokal über Spenden oder Gutscheine Unterstützung geleistet werden konnte. Viele der Plattformen sind jedoch temporär und das Gesamtvolumen im Vergleich zum Crowdlending gering.

Grafik: Volumen aller Crowdfunding Kategorien in der Schweiz seit 2008. Quelle: Crowdfunding Monitor 2021

Crowdlending weiterhin mit Wachstum

Im Bereich Crowdlending wuchs der Umfang der vermittelten Kredite um etwa 30 Mio. Franken. Ein kleines Wachstum (+7%) im Vergleich zum Vorjahr mit fast 60-prozentigem Wachstum. Während das Crowdlending Volumen im Bereich Consumer (Kredite an Privatpersonen) und vor allem Business Kredite (Firmenkredite) sank, stieg es im Bereich Real Estate um 55% an. Die Anzahl der vermittelten Kredite ging 2020 zurück.

Der Bereich Real Estate Crowdlending hatte bereits im Vorjahr enorme Wachstumsraten. Hierunter fallen in der Regel Hypotheken an Privatpersonen sowie Zwischenfinanzierungen für Immobilienentwickler, aber auch hypothekarisch besicherte KMU Kredite. Ein Treiber waren hier Kredite an Unternehmen im Immobiliengeschäft. Diese waren von der Corona Krise weniger betroffen. Die Preise am Wohnungsmarkt stiegen schliesslich weiterhin. Die ein oder andere Privatperson, die im Homeoffice war, wird vielleicht auch die lang aufgeschobene Wohnungsrenovierung mit einer Hypothek finanziert und durchgeführt haben.

Die Vorteile des Crowdlending für KMU konnten mit dem Corona-Kreditprogramm des Bundes nicht mithalten. Bis zu 500'000 CHF konnten Firmen zinslos und ohne Kreditprüfung erhalten. Crowdlending Plattformen konnten sich mit ihren Forderungen, in das Verteilprogramm für Geschäftskredite eingebunden zu werden, nicht durchsetzen. So brach das Business Crowdlending Volumen wie von vielen vorhergesehen um 60% ein.

Auch das Verleihen von Geld an Privat war 2020 erwartungsgemäss weniger gefragt. Dem allgemeinen Trend bei Konsumkrediten folgend, wurde etwa 18% weniger Kreditvolumen vermittelt. Der Marktanteil des Crowdlending am gesamten Konsumkredit Volumen blieb konstant.

Positive Entwicklung bei lend.ch

Gegen den Trend im Privat- und Business Crowdlending, wurden auf lend.ch 2020 mehr Kredite mit einem größeren Volumen vermittelt als im Vorjahr. Im Angesicht des Einflusses der Pandemie auf die gesamtwirtschaftliche Lage, sind wir mit dieser Entwicklung sehr zufrieden. Wichtig ist uns dabei nicht, möglichst hohe Wachstumsraten vorweisen zu können. In der derzeitigen Situation war uns ein stabiles Kreditportfolio wichtiger als ein wachsendes. Auf unsere Bonitätsprüfung hatten wir deshalb ein besonderes Auge. Für unsere Investoren bedeutet dies weiterhin niedrige Ausfallraten bei guter Rendite.

Auch 2021 hat sich das Wachstum von lend.ch fortgesetzt. Auch getrieben durch unsere Refinanzierungskampagne "Besserer Zins oder 100 CHF", konnten wir mehr Kreditnehmer davon überzeugen, auf eine Bank bei der Kreditvergabe zu verzichten.

Marktkonzentration hält an

Per Ende April 2021 gab es 38 Crowdfunding Plattformen mit Niederlassung in der Schweiz. 28 dieser Plattformen wiesen im Jahr 2020 erfolgreiche Finanzierungskampagnen aus. Auf 10 gab es 2020 also kein Neugeschäft.

Die Marktentwicklung auf Ebene der Plattformen kann laut "Crowdfunding Monitor" als "selektive Konsolidierung" bezeichnet werden. Relativ gesehen grössere Player haben den Markt bislang nicht verlassen. Stattdessen sind vor allem kleine Anbieter mit sehr kleinen Volumen aus dem Markt gegangen. 2020 hat sich Immoyou aus dem Markt zurückgezogen. Neueintritte gab es keine.

Ausblick auf das Jahr 2021

Schon 2019 zeichnete es sich ab. Über die vielen Spenden- und Gutscheinaktionen kamen viele Menschen zum ersten Mal mit digitalen Spenden- und Finanzierungsmodellen und der Idee der Schwarmfinanzierung in Kontakt. Die Autoren der Studie sehen dies als positiven Impuls für das Wachstum und weiterhin als Chance für das Crowdfunding allgemein. Viele Plattformen haben bewiesen, dass sie schnell und flexibel auf neue Situationen reagieren können und verlässlich sind. Die Akzeptanz und Bekanntheit von Crowdfunding sind in der breiten Bevölkerung dadurch wohl gewachsen.

Zudem wurden Prozesse in einigen Unternehmen endlich digitaler. Fast 140'000 KMU haben online einen Covid-Kredit beantragt. Die Offenheit für Online-Finanzierungen hat dadurch wahrscheinlich zugenommen. Auch bei Privatpersonen, die 2020 ihre Tätigkeiten vermehrt online erledigten.

So wird der Knick in den Wachstumskurven einiger Crowdfunding Bereiche als vorübergehende Erscheinung gewertet. Insgesamt wird in der Studie "Crowdfunding Monitor Schweiz 2021" mit einem Wachstumsschub und einem Volumen von bis zu CHF 850 Mio. gerechnet. Ein besonders deutliches Wachstum in allen Bereichen wird für das Crowdlending erwartet. KMU werden wieder vermehrt Kredite über Plattformen aufnehmen, Konsumkredite werden wieder häufiger genutzt und auch der Bereich Immobilienfinanzierung werde wachsen.

Auch wir blicken zuversichtlich in die Zukunft des Crowdlending und freuen uns auf weiterhin niedrige Zinsen und gute Renditen für unsere Kunden.

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