IFZ Studie 2019 - Wohin geht die Reise im FinTech-Markt?
Auch in diesem Jahr hat die Hochschule Luzern in ihrer FinTech-Studie 2019 zahlreiche Informationen zum Schweizer FinTech-Markt zusammengetragen und gibt einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen in diesem Sektor. Wir stellen die Ergebnisse vor.
Das Wichtigste bereits vorab: Das zurückliegende Jahr bestätigt den positiven Trend, dem die Schweizer FinTech-Branche bereits seit mehreren Jahren folgt.
FinTech-Markt in der Schweiz setzt starkes Wachstum fort
Für das Jahr 2018 zeigt sich eine Beschleunigung im Wachstums des gesamten Marktes. Die Zahl der in FinTech-Unternehmen wuchs von 220 im Jahr 2017 auf 356 im Jahr 2018 - eine starke Zunahme um 62 Prozent. Den grössten Zuwachs hatte der Bereich Distributed Ledger Technology (DLT), zu der auch die Blockchain Technologie zu zählen ist. Allein in diesem Segment hat sich die Zahl der aktiven Firmen mehr als vervierfacht.
Quelle: IFZ FinTech Studie 2019
Der FinTech-Sektor etabliert sich zunehmend, was sich auch an der steigenden Zahl der Mitarbeitenden sowie der wachsenden Kapitalisierung der Unternehmen zeigt. Dies ist bemerkenswert, weil im traditionellen FInanzsektor eine gegenläufige Entwicklung beobachtet werden kann.
Weitere Zunahme des Investitionskapitals
Quelle: IFZ FinTech Studie 2019
Auch hinsichtlich des Investitionsvolumens durch Venture Capital ist das Jahr 2018 ein Rekordjahr. Insgesamt konnten Schweizer FinTech-Unternehmen Kapital von insgesamt CHF 324 Mio. einsammeln und damit knapp CHF 200 Mio. bzw. 150 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Die Zahl der Finanzierungsrunden blieb im Vorjahresvergleich jedoch konstant. Das ergibt ein durchschnittliches Investitionsvolumen von CHF 4.7 Mio. je Finanzierungsrunde. Dieser Wert ist allerdings nur bedingt repräsentativ. So entfiel allein auf die SEBA Crypto AG ein Volumen von CHF 100 Mio. Doch auch solch grosse Venture Capital-Transaktionen bestätigen das gestiegene Vertrauen in die künftige wirtschaftliche Bedeutung des FinTech-Bereichs.
FinTech-Standorte bewahren top Positionen im globalen Vergleich
Begünstigt wird das kontinuierliche Wachstum des Schweizer FinTech-Markts vor allem durch die guten Rahmenbedingungen, welche die Schweiz seinen Unternehmen bietet. Stellvertretend dafür stehen die beiden Standorte Zürich und Genf.
Im weltweiten FinTech-Hub Ranking blieben die 6 Spitzenpositionen unverändert. Das bedeutet jedoch, dass die beiden Schweizer Standorte ihre Top-Positionen (Platz 2 bzw. Platz 3) verteidigen konnten und weiterhin Städte wie New York, San Francisco oder Berlin hinter sich lassen.
Quelle: IFZ FinTech Studie 2019
Laut der Studie befindet sich das Umfeld für den Schweizer FinTech-Sektor insgesamt in einem ausgezeichneten Zustand. Insbesondere die politischen/rechtlichen sowie sozialen Rahmenbedingungen führen zu den Spitzenpositionen Schweizer Standorte.
Verbesserungspotential wird jedoch in ökonomischer bzw. technologischer Hinsicht gesehen. Gerade im technologischen Bereich lässt sich allerdings bereits eine Verbesserung zum Vorjahr feststellen, die zeigt, dass sich die Schweiz auf dem richtigen Weg der Entwicklung befindet. Setzt man diesen Weg auch künftig fort, können Schweizer Standorte ihre führende Rolle als FinTech-Hub in der Welt nicht nur verteidigen, sondern gar ausbauen.
Crowdlending erfreut sich zunehmender Bedeutung bei der Kreditvergabe
Im Bereich Deposit & Lending wurden 2017 in den drei Teildisziplinen Crowdlending, Crowdinvesting und Invoice Trading CHF 345.7 Mio. investiert. Das entspricht einer Verdreifachung gegenüber dem Jahr zuvor (2016: CHF 111.3 Mio.).
Im Bereich Crowdlending werden institutionelle Anleger immer wichtiger. Die steigende Zahl von Kreditprojekten und teils auch die höheren Kreditbeträge verlangen nach mehr und schneller verfügbarem Kapital. Auch wenn private Anleger zunehmend mehr Geld in den Crowdlending-Markt investieren, kommt dieser kurz- bis mittelfristig nicht mehr ohne institutionelle Gelder aus.
Die wohl wichtigste regulatorische Entwicklung für den Bereich Crowdlending war der Wegfall der 20er-Regel. Dadurch ist es nun möglich, auch Privatkredite unter gewissen Voraussetzungen durch mehr als 20 Geldgeber finanzieren zu lassen, was Anlegern eine Investition zu geringeren Beträgen ermöglicht. Die Regelung tritt am 1. April 2019 in Kraft.
Crowdlending in der Schweiz in Zahlen
Im Jahr 2018 waren in der Schweiz 15 Crowdlending-Plattformen aktiv. Diese legen ihren Fokus in aller Regel auf die Produkte : Geschäftskredite, Konsumkredite oder nachrangige Hypotheken.
Quelle: IFZ FinTech Studie 2019
Insgesamt wurde im Jahr 2017 ein Kreditvolumen von CHF 186.7 Mio. finanziert. Das entspricht einer Verdreifachung gegenüber 2016 mit einem Volumen von CHF 55.1 Mio. Die Zahl der Kredite stieg dabei von 840 auf 2,035. Das kapitalintensive Produkt Geschäftskredite nimmt mit CHF 111.6 Mio. knapp zwei Drittel des Gesamtmarktes ein. Privatkredite verzeichnen aber auch ein konstant starkes Wachstum. Das Volumen stieg über 100 Prozent auf CHF 52 Mio.
Zunehmende internationale Ausrichtung des Schweizer FinTech-Markts
Trotz seiner wirtschaftlichen Stärke ist der Schweizer Markt für einige Geschäftsmodelle zu klein. Folglich ist eine zunehmende internationale Ausrichtung zu beobachten. 80 Prozent der Schweizer FinTechs sind mittlerweile international tätig (nach 74 Prozent im Jahr 2017).
Dabei sind gewisse Tendenzen sichtbar: Während sich Unternehmen mit Ausrichtung auf den technologischen Bereich (DLT, Analytics) hauptsächlich international orientieren, liegt der Fokus von Unternehmen aus dem finanz-getriebenen Bereich (Deposit & Lending, Payment) vor allem auf dem Binnenmarkt. Die Schweizer Unternehmen unterscheiden sich dabei nicht vom Rest der Welt. Auch bei internationalen FinTechs lässt sich dieses Muster erkennen.
Auch wir bei LEND glauben, dass sich die positive Entwicklung des FinTech-Markts in den nächsten Jahren weiter fortsetzen wird. Mit unserem LEND-Fonds ermöglichen wir institutionellen Anlegern ebenfalls einen strukturierten und systematischen Zugang zu einem Schweizer Kreditportfolio, um so noch mehr Kreditnehmern günstige Privat- oder Geschäftskredite anbieten zu können.