Crowdlending ist eine der wichtigsten alternativen Finanzierungsmöglichkeiten geworden – nicht nur in der Schweiz und Europa, sondern weltweit. Seit Mitte des letzten Jahrzehntes ist der Markt stetig gewachsen. Entscheidend für den Erfolg der Peer-to-Peer-Kredite in den jeweiligen Ländern sind die verfügbaren Plattformen, die das Lending anbieten. Wir geben einen Überblick über die Entwicklung des Crowdlendings weltweit und besonders in Europa.

Marketplace-Lending im weltweiten und europäischen Vergleich

Bis 2019 gab es ein beständiges, teilweise exponentielles Wachstum auf dem weltweiten Markt für Crowdlending-Kredite. Vor allem China dominierte mit über sechstausend Anbietern und einem Volumen im mehrstelligen Milliardenbereich. Doch Chinas Crowdlending-Markt brach bereits vor der Pandemie ein und ist nun nicht mehr der Rede wert. Die dominierenden Regionen sind seitdem vor allem Nordamerika, Europa und der asiatische Pazifikraum mit Südostasien, Australien, Neuseeland und Indien.

Trotz Krisen wurde der Wert des globalen Crowdlending-Markts im Jahr 2022 auf über 285 Milliarden US-Dollar geschätzt. Insgesamt wird dem Markt für Kredite von Privatpersonen und institutionellen Anlegern über Online-Plattformen bis 2028 grosses Potenzial vorhergesagt, da mit einer deutlichen Zunahme der Transaktionen zu rechnen ist.

Die Schweiz steht im europäischen Vergleich, im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl, gut da. 13 Plattformen sind im Crowdlending aktiv. Die erst 2019 in den Markt des KMU Crowdlendings eingestiegene neocredit.ch stellte ihr Geschäft im Dezember 2023 ein. Marktführer für Privatkredite ist LEND.

Crowdlending-Plattformen in Europa

In den letzten Jahren ist die Anzahl von Kreditmarktplätzen im Internet stetig gewachsen, vor allem Anbieter aus dem Baltikum drängen immer stärker auf den europäischen Markt. Grosse Anbieter wie Mintos bieten Kredite der gesamten Bandbreite, während spezialisierte Plattformen wie zum Beispiel EstateGuru sich nur auf Immobilienkredite konzentrieren. Andere Online-Kreditplattformen fokussieren sich auf Consumer-Kredite oder Kredite nur für Kleinunternehmen und Start-ups. Die meisten aktiven Kreditvergabeplattformen, ganze 97, finden sich in Grossbritannien, gefolgt von Italien (66), Frankreich (63) und Deutschland (46). Viele der Online-Anbieter setzen inzwischen auf Autoinvest-Optionen, um es Investoren leichter zu machen, ohne manuelle Suche nach geeigneten Investment-Projekten wiederkehrend in mehrere Kredite zu investieren.

Vereinigtes Königreich

Das vereinigte Königreich ist ein Pionier unter den europäischen Crowdlending-Märkten und dominiert volumenmässig. Finanziell gesehen wird ca. die Hälfte aller europäischen Privatkredite in Grossbritannien vergeben. Das jährlich vermittelte Volumen ist so gross, wie das der restlichen Länder Europas zusammengenommen. Legt man das Pro-Kopf-Volumen zugrunde, liegt UK sogar noch vor den USA. Deswegen ist es verständlich, dass es hier die meisten und auch ältesten Crowdlending-Plattformen Europas gibt. Bekannte und bereits länger erfolgreiche Anbieter sind:

• Crowd2Fund

• LendInvest

• Triodos Crowdfunding

• Funding Circle

Deutschland

Wenig überraschend gehört auch Deutschland mit einem hohen Kreditvolumen zu den grösseren Crowdlending-Märkten in Europa. Dieser wächst aber nur langsam. Dominiert wird der deutsche Online-Markt für Privatkredite von Plattformen aus dem Baltikum.

Zu den wichtigsten lokalen Anbietern gehören Auxmoney und Invesdor (früher Kapilendo). Auxmoney ist bereits seit 2006 am Markt und fokussiert sich auf die Vermittlung von Privatkrediten.

Im Bereich Immobilien-Crowdlending gibt es eine Vielzahl von Plattformen wie z.B. Bergfürst. Das wirtschaftliche Umfeld im deutschen Bausektor haben Investoren allerdings derzeit kritisch im Blick.

Invesdor hingegen, seit 2015 am Markt, stellt die Vermittlung von Krediten an Unternehmen in den Vordergrund. Weitere Plattformen sind:

• Debitos

• Exporo

• Econos

Frankreich

In Frankreich werden über Crowdlending-Kredite in ähnlichem Umfang wie in Deutschland vermittelt. Auch gemessen am Bruttoinlandsprodukt kommt dem Crowdlending hier eine ähnliche Bedeutung zu.

Die grösste und bekannteste Plattform ist Younited Credit. Das 2009 als Prêt d'Union gegründete Unternehmen gehört zu den 10 grössten Plattformen in Europa und ist mittlerweile auch in Italien und Spanien präsent.

Weitere französische Anbieter für Crowdinvesting Kredite sind:

• Credit.Fr

• Unilend

• Enerfip

Italien

Das jährliche vermittelte Volumen von Privatkrediten ist in Italien trotz vieler Plattformen auf einem geringeren Niveau als dem der Schweiz. Es gibt zwar ein deutliches Wachstum, aber auch hier wird die Wirkung der aktuellen Problematiken sichtbar. Der positive Trend für Peer-to-Peer-Lending sollte sich Dank der Umsetzung europäischer Richtlinien auch in den nächsten Jahren fortsetzen.

Neben einer Reihe ausländischer Plattformen wie October, die präsent und sehr dominant sind, gibt es auch vermehrt lokale Plattformen wie:

• Recrowd

• Soisy

• Prestiamoci

Österreich

Der Österreichische Marketplace-Lending-Markt hat sich anfangs zögerlich entwickelt, verdoppelte sein Volumen aber 2021. In Österreich dominieren vor allem Crowdinvesting-Plattformen mit Fokus auf Immobilien. Grosse Anbieter sind Conda und Recrowd, aber es gibt auch immer mehr erfolgreiche regionale Lending-Plattformen wie:

• Tausend mal Tausend

• Dagobert Invest

• Rockets

Spanien

Das iberische Land kann grosses Wachstum in den letzten Jahren nachweisen. In Spanien hat sich das Gesamtvolumen des Crowdlending-Kreditmarktes 2021 fast verdoppelt.

Crowdlending-Kredite für Immobilien bilden, ähnlich wie in anderen Ländern, den größeren Teil des Kreditvolumens.

Die Real Estate Lending-Plattform Urbanitae vergibt zurzeit mit die meisten Kredite, gefolgt von dem Anbieter Crowdcube. Weitere Anbieter sind:

• Nibble

• Crealsa

• Fundeen

Mit grossem Interesse verfolgen wir auch die Entwicklungen in anderen europäischen Ländern. Wir sind gespannt, wohin die Reise des Crowdlendings in den nächsten Jahren bei uns in der Schweiz und unseren Nachbarn gehen wird. Die Voraussetzungen für weiteres Wachstum sind mit neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen und zunehmender digitaler Affinität gegeben.