Crowdlending Survey 2018 - Wichtiges zum Schweizer Crowdlending-Markt

Eine Kooperation aus der Hochschule Luzern, PwC und der Swiss Marketplace Lending Association, welcher auch die Switzerlend AG angehört, hat mit der Crowdlending Survey 2018 eine Studie veröffentlicht, die sich zum ersten Mal ausschliesslich auf den Crowdlending-Markt in der Schweiz und dessen Entwicklung fokussiert. Wir haben uns die Studie genauer angesehen und möchten die wichtigsten Ergebnisse heute vorstellen.


Key-Facts zum Schweizer Crowdlending-Markt 2017

Das Crowdlending in der Schweiz erfreut sich einer zunehmenden Beliebtheit. Dies verdeutlichen die Wachstumszahlen sowohl bei den vermittelten Krediten - 2’035 Kredite im Jahr 2017 gegenüber 840 Krediten in 2016 - als auch beim vermittelten Kreditvolumen - insgesamt wurden in 2017 CHF 186.7 Mio. an Kreditvolumen vermittelt, was einem Wachstum von 240 Prozent entspricht. Und auch die Prognose für das aktuelle Jahr kann die Marktteilnehmer positiv stimmen, beträgt doch das voraussichtliche Volumen für diesen Zeitraum CHF 400 - 500 Mio.

Diese stark steigenden Zahlen liegen nicht zuletzt in einem wachsenden Interesse von professionellen Anlegern, die den Crowdlending-Markt zunehmend als interessante und lukrative Anlagemöglichkeit für sich entdecken.

Begünstigt wurde das Wachstum ausserdem durch ein verbessertes regulatorisches Umfeld, in welchem vor allem Marktteilnehmer im Bereich Business-Crowdlending von der Abschaffung der 20-er Regel profitierten.

Um das Wachstum auch weiterhin zu garantieren, streben die meisten Crowdlending-Anbieter in Zukunft Kooperationen mit Banken und/oder anderen Start-ups an.

Crowdlending in der Schweiz

Crowdlending-Plattformen

15 Plattformen stellen aktuell den Crowdlending-Markt in der Schweiz. Diese sind meist auf 1 oder 2 Segmente fokussiert (Unterteilung des Crowdlending in Consumer Crowdlending, Business Crowdlending, Real Estate Crowdlending).

Swiss Marketplace Lending Association

Ein bedeutsamer Entwicklungsschritt im zurückliegenden Jahr war die Gründung der Swiss Marketplace Lending Association, welcher ein Grossteil der Plattformen als auch Investoren und akademische Einrichtungen angehören. Das Ziel der SMLA ist es vor allem die Transparenz der Anlageklassen zu erhöhen. Darüber hinaus will sie ebenfalls dabei unterstützen, die Bekanntheit des Crowdlending-Ökosystems in der Schweiz zu steigern sowie das Zustandekommen von Kooperation innerhalb der Branche zu fördern.

Kredit-Volumen und -Wachstum

Das Gesamtvolumen Schweizer Crowdlending-Kredite betrug im Jahr 2017 CHF 186.7 Mio. Der Grossteil dessen wurde mit CHF 111.6 Mio. durch den Bereich Business Crowdlending, sprich KMU Kredite vermittelt. Dies entspricht beinahe einer Vervierfachung gegenüber dem Vorjahr (CHF 28.1 Mio.) und somit stellt der Bereich den, gemessen in absoluten Zahlen, stärksten Wachstumstreiber dar.

Doch auch der Bereich Consumer Crowdlending kann ein ordentliches Wachstum von über 100 Prozent im zurückliegenden Jahr vorweisen. Einem Volumen von CHF 24.1 Mio. im Jahr 2016 stehen nun CHF 52 Mio. gegenüber.

Das dritte Segment des Real Estate Crowdlending wuchs absolut zwar am geringsten (2017: CHF 23.1 Mio. vs. 2016: CHF 2.9 Mio.), verzeichnet mit einem Anstieg von über 600 Prozent jedoch den stärksten Sprung im Vorjahresvergleich.

Quelle: Crowdlending Survey 2018

Die durchschnittlichen Kreditbeträge fallen naturgemäss sehr unterschiedlich zwischen den einzelnen Segmenten aus und gestalten sich wie folgt:

  • Consumer Crowdlending: CHF 31’000

  • Business Crowdlending: CHF 300’000 (Spitzenwert: CHF 8.7 Mio.)

  • Real Estate Crowdlending: 854’000 (Spitzenwert: CHF 7 Mio.)

Auf der Kreditgeberseite betragen die Durchschnittswerte je Kreditgeber

  • beim Consumer Crowdlending: CHF 4’000

  • beim Business Crowdlending: 25’000

All diese Werte sind als blosse Durchschnittsangaben natürlich nur begrenzt aussagekräftig. Insbesondere die deutlich höheren Beträge, die durch institutionelle Anleger getätigt werden, verschieben die Werte nach oben.

Schweizer Crowdlending-Markt im internationalen Vergleich

Zwar konnte der Schweizer Crowdlending-Markt im vergangenen Jahr erneut ein starkes Wachstum vorweisen, dennoch sind Grösse und Bedeutung im internationalen Vergleich nach wie vor gering. Die Autoren der Crowdlending Survey 2018 stellen den Schweizer Markt in ihrer Analyse vor allem dem US-amerikanischen, Britischen sowie Chinesischen Markt gegenüber, die in Hinblick auf die Kreditvolumina nach wie vor auf einem deutlich höheren Level angesiedelt sind.

Zahlen und Fakten ausgewählter internationaler Märkte

Da für das zurückliegende Jahr noch nicht für jeden Markt entsprechende Daten vorliegen, konzentriert sich die Studie auf das Jahr 2016 als Vergleichszeitraum und stellt hier insbesondere die jeweiligen Marktvolumina gegenüber.

Der bedeutendste Markt ist demzufolge China, gefolgt von den USA und Grossbritannien. Bereits zwischen diesen zeigen sich enorme Unterschiede in Bezug auf das Kreditvolumen. So werden in

  • CHN: CHF 198 Mrd.

  • USA: CHF 23 Mrd.

  • GBR: CHF 5 Mrd.

  • SUI: CHF 0.05 Mrd.

an Kreditvolumen vermittelt. Weitere Länder wie Japan (CHF 0.367 Mrd.), Deutschland (CHF 0.223 Mrd.) oder Italien (CHF 0.078 Mrd.) folgen mit weiterem grossen Abstand auf die drei führenden Nationen.

Allerdings ist das Thema Crowdlending in vielen dieser Nationen bereits deutlich länger präsent als hierzulande. Folglich lohnt sich ein Blick auf die Wachstumsraten einzelner Märkte. Dabei zeigt sich, dass die Märkte mit bereits heute hohen Volumenbeträgen einer gewissen Sättigung unterliegen. Die Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr (2015) beträgt in:

  • CHN: 112%

  • USA: 12%

  • GBR: 34%

  • GER: 13%

  • ITA: 562%

  • SUI: 597%

Basierend darauf zeigt sich die hohe Bedeutung, die der Bereich Crowdlending in der Schweiz bereits jetzt geniesst und zukünftig einnehmen kann.

Dies wird zusätzlich deutlich, wenn man die Zahlen unter Berücksichtigung der Einwohnerzahlen des jeweiligen Landes betrachtet. Bereinigt man die Werte um diese, erhält man die Pro-Kopf-Verteilung. Auch hier stellen erneut China, die USA und das UK das Spitzentrio. Die Schweiz hingegen liegt in dieser Rangliste mit einem Pro-Kopf-Volumen von CHF 6.56 bereits vor Deutschland (CHF 2.7), Frankreich (CHF 4.07) oder Japan (CHF 2.89). Märkte wie Estland (CHF 60.21) oder Finnland (CHF 21.6) weisen ebenfalls überdurchschnittlich hohe Werte aus.

Quelle: Crowdlending Survey 2018

Ursachen für Unterschiede

Trotz weiterhin starken Wachstums befindet sich der Schweizer Crowdlending-Markt nach wie vor auf einem vergleichsweise geringen Niveau. Die Unterschiede dafür liegen in verschiedenen Ursachen.

Zunächst einmal unterscheidet sich der Schweizer Finanzmarkt grundsätzlich von denen im angelsächsischen Raum. Während dort traditionell ein grosser Teil der Kapitalvermittlung über den Geld- und Kapitalmarkt erfolgt (direct finance), sind kontinentaleuropäische Märkte eher von einem bankenorientierten System (indirect finance) gekennzeichnet.

Darüber hinaus wirken kulturelle Unterschiede, vor allem bezüglich der grundsätzlichen Innovationsfreudigkeit als auch der Adaption neuer Technologien und Entwicklungen als auch der allgemeine Bekanntheitsgrad von Crowdlending auf die Verbreitung ein.

Nicht zuletzt ist das jeweilige regulatorische Umfeld ein entscheidender Faktor. Je nach Ausgestaltung fördert oder bremst dieses die Entwicklung des Crowdlending-Marktes.

Umfrageergebnisse Crowdlending Survey 2018

Die Plattformen wurden ausserdem zur Wichtigkeit verschiedener Herausforderungen befragt. Dabei zeigt sich hinsichtlich der meisten Bereiche relative Einigkeit über deren Bedeutung. Diese sind im Einzelnen:

Kundenakquisition

Die grösste Herausforderung liegt nach wie vor in der Akquisition neuer Kunden. Dies betrifft sowohl die kreditnehmende als auch die kreditgebende Seite. Gemeinschaftlich soll entsprechend an der weiteren Steigerung der Bekanntheit von Crowdlending in der Schweiz gearbeitet werden, um so mehr Interesse an der Thematik zu wecken.

Strategische Partnerschaften

Beinahe alle Plattformen signalisieren Interesse bzw. sehen eine hohe Bedeutung in künftigen strategischen Partnerschaften. Neben der Gewinnung von Banken als Partner kommen hier auch Allianzen mit anderen Start-Ups und Plattformen in Frage.

Regulatorisches Umfeld

Nachdem die 20-er Regel für den Bereich Business Crowdlending bereits aufgehoben wurde, sehen die meisten Plattformen dies auch für den Bereich Consumer Crowdlending als unabdingbare Bedingung für eine Fortführung des Wachstumpfades.

Personal

Eine Herausforderung, vor der nicht nur Betreiber von Crowdlending-Plattformen stehen, ist die Beschaffung von qualifiziertem Personal. Die Verfügbarkeit dessen sowie die hohen Lohnkosten sehen insbesondere Betreiber von grossen Plattformen als kritisch.

Reputation

Eine grosse Gefahr sehen beinahe alle Befragten in potentiellem Fehlverhalten anderer Marktakteure. Das Versagen Einzelner könne schnell auf die gesamte Branche projiziert werden und diese in Misskredit bringen.

Sämtliche Zahlen beruhen auf der vorliegenden Studie Crowdlending Survey 2018.

Hier geht´s zum vollständigen Dokument: Crowdlending Survey 2018

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