Private Debt für Private Investoren in der Schweiz, ermöglicht durch P2P Lending

Crowdlending, auch P2P-Lending oder Marketplace Lending genannt, ermöglicht vielen privaten Investoren erstmals direkt in den Private Debt Markt zu investieren. Claudio Schneider, Partner bei LEND erzählt in dem folgenden Interview über diese Anlageklasse sowie seine persönlichen Erfahrungen damit.


Claudio, was ist dein Bezug zum Private Debt Markt?

Bevor ich anfangs 2016 zu LEND gestossen bin, war ich im Investment Banking tätig, wo ich den Verkauf von Credit (Fremdkapital) Produkten für den Markt Schweiz geleitet habe. Die meines Erachtens attraktivste Produktgruppe innerhalb des Credit/Debt Marktes, waren (und sind immer noch) Investitionsmöglichkeiten im Private Debt Markt.

Was ist unter Private Debt zu verstehen?

Unter Private Debt ist Fremdkapital zu verstehen, dass ausserhalb des Bankensektors zur Verfügung gestellt wird, sprich von institutionellen Investoren. Dabei handelt es sich um privat platzierte, d.h. im Sekundärmarkt oft nicht gehandelte (eher illiquide) Fremdkapital-Wertschriften. Zum Beispiel nimmt eine Firma privat (direkt) Geld für eine Wachstumsfinanzierung bei institutionellen Anlegern auf oder eine Asset Management Firma oder Pensionkasse vergeben direkt Kredite für Infrastruktur- oder andere Kreditprojekte und baut sich so ein eigenes Kreditportfolio auf.

Was macht die Attraktivität von Investitionen in den Private Debt Markt aus?

Aus meiner Sicht ganz klar das Risk-Return Verhältnis dieser Anlageklasse. Bei Firmen, welche z.Bsp. öffentliche Anleihen (Obligationen) wie auch private Finanzierung (Private Debt, Privatplatzierungen) gleichzeitig ausstehend hatten, war der Zinsunterschied beider Anlageklassen gut ersichtlich; obwohl das Kreditrisiko das gleiche war (gleicher Schuldner) betrug der Zinsunterschied jeweils mehrere Prozentpunkte.

Der substantielle Zinsunterschied überkompensiert Investoren für die Illiquidität Ihrer Anlage in Private Debt. Die meisten Investoren tätigen Fremdkapitalanlagen (auch öffentliche Anleihen) ohnehin mit der Absicht, diese Anlagen bis zum Verfall zu halten. Müssten Obligationen von Unternehmen z.Bsp. im Sekundärmarkt verkauft werden, hätte der Investor auch einen Abschlag von bis zu 1% oder mehr in Kauf zu nehmen, dazu kommen Abgaben wie die Stempelsteuer und Gebühren. Verkaufen lohnt sich nicht und wird soweit wie möglich vermieden. Deshalb sind die Sekundärmärkte für öffentliche Unternehmensanleihen auch nicht wirklich liquide, so wie wir das vielleicht von Aktien oder Devisen kennen.

Ein weiterer grosser Vorteil ist die geringe Korrelation von Private Debt zu den herkömmlichen Anlageklassen.

Durch das P2P Lending können nun auch Private Investoren in den Private Debt Markt investieren. Wie ist das zu verstehen?

Richtig. Während meiner Tätigkeit im Investment Banking habe ich bemängelt, dass wir die interessanten Private Debt Anlagemöglichkeiten nur den grossen, institutionellen Investoren zeigen durften. Weder an Kunden von Privatbanken noch an Family Offices wollte man diese Investments anbieten. Zudem waren (und sind immer noch) die Mindestanlagebeträge in diesem Segment so hoch angesetzt, dass private Investoren nicht erschwinglich oder nur in einer sehr geringen Diversifikation investierbar sind.

Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich vorerst als Investor auf LEND gestossen bin. Mir war sofort klar, dass ein Teil des Private Debt Marktes mit der Entwicklung des Crowdlending sozusagen demokratisiert wird. Zudem gehören Consumer Loans (Konsumkredite) zu den qualitativ besten Geldanlagemöglichkeiten im Private Debt Markt. Verbriefungen solcher Consumer Loan Portfolios werden stark nachgefragt. Die Hauptgründe für die Beliebtheit dieser Assets ist die einfache, systematische und eindeutige Kreditprüfung, welche bei privaten Personen angewendet werden kann, die relativ hohe Stabilität und die gute Performance von Consumer Loans und die sehr hohe Diversifikation, welche man durch die tiefen durchschnittlichen Kreditbeträge erreichen kann. Im P2P Lending kann diese Diversifikation nochmals erhöht werden, da man nicht ganze Kredite sondern Teile davon kaufen kann.

Gibt es Investment-Firmen, welche diese Anlageklasse der Direktanlage in Consumer Loans auch für sich entdeckt haben?

Als ich gelesen habe, dass die erfolgreichste Investmentbank aller Zeiten, Goldman Sachs, eine Plattform zur direkten Vergabe von Consumer Loans aufgebaut hat (marcus.com), war ich zuerst etwas überrascht, ist doch diese Bank dafür bekannt, dass sie hauptsächlich und exklusiv mit sehr grossen privaten und institutionellen Kunden arbeitet. Schnell wurde mir bewusst; klar, die Anlageklasse der Privatkredite ist zu gut für smarte Investoren, um davon fernzubleiben, auch wenn das Kundensegment ein ganz anderes ist. Nun hat diese Investment Bank ihr eigenes Direct Lending oder Marketplace Lending aufgebaut.

Wie hast Du bei LEND.ch investiert?

Ich habe mir ein Kreditportfolio mit mehr als 20 Kreditprojekten und von über CHF 100’000 über die letzten 12 Monate aufgebaut, welches mir nach Gebühr, also netto 5.40% erwirtschaftet hat, oder einen Zinsertrag bis jetzt von bereits über CHF 5’000.-- . Vergleiche ich das mit öffentlichen Anleihen, also Obligationen, sieht das sehr gut aus. Sucht man nach Obligationen in Schweizer Franken, welche über 2% rentieren, findet man nur ganz wenige, welche dann auch mit einem Junk-Rating versehen sind.

Wie legen Sie Ihr Geld an? Ich würde mich über einen Dialog freuen.

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